
Hippolyt Guarinoni (auch Ippolito Guarinoni und Hippolytus Guarinonius) (* 18. November 1571 in Trient; † 31. Mai 1654 in Hall in Tirol) war ein Arzt und Universalgelehrter, der in Hall praktizierte. Als Vertreter eines militanten Katholizismus veranlasste er maßgeblich die Erbauung der Karlskirche in Volders und begründete den antisemitischen Anderl-von-Rinn-Kult.
Seine Kindheit verbrachte Hippolytus in Trient, später übersiedelte er mit dem Vater nach Wien und schließlich folgte er ihm 1583 an Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag, wo er im dortigen Jesuiten-Gymnasium eine sorgfältige und umfassende Bildung erhielt. Der Unterricht bei den Jesuiten war für den wissbegierigen jungen Mann prägend für das ganze Leben. Von 1593 bis 1597 studierte Guarinoni an der Universität Padua Medizin; darüber hinaus besuchte er Vorlesungen in Theologie und Philosophie.

Äußeres Zeichen des religiösen Eifers Guarinonis ist die Karlskirche in Volders, die er nach seinen Plänen von seinem beträchtlichen Vermögen errichten ließ. Die fast orientalisch anmutende Kirche – Kunsthistoriker beschreiben den Stil als „venetianisches Barock“ – ist eines der merkwürdigsten sakralen Bauwerke Tirols. Der Bau, dessen Grundriss dem Petersdom in Rom nachempfunden ist, musste wegen finanzieller Schwierigkeiten Guarinonis wiederholt unterbrochen werden und konnte deshalb erst am 25. Juli 1654, somit 34 Jahre nach der Grundsteinlegung am 2. April 1620 eingeweiht werden. Guarinoni hat diesen Freudentag nicht mehr erlebt, er starb zwei Monate vor der Einweihung in Hall. Die Karlskirche ist auch zu seiner Begräbnisstätte geworden. Vor den Stufen des Dreikönigsaltars zeigt eine weiße Marmorplatte mit dem Wappen des Stifters, dass hier Guarinoni mit seiner Gattin und zweien seiner Söhne nach seiner letzten Verfügung zur Ruhe gebettet wurde.
Guarinoni veranlasste auch den Bau der Kapelle auf der Stiftsalm im Voldertal und der Borgiaskapelle in Volderwald (Tulfes). Die Kapelle zum Volderer Wildbad ist mehrmals abgebrannt, der jetzige Bau geht also nur indirekt auf Guarinoni zurück. Gegenüber im Inntal entwarf er den Plan fürs Annenkirchlein in Bad Baumkirchen.

Guarinoni ist in Tirol nicht nur durch seine Bautätigkeit, sondern mehr noch durch seine medizinischen, religiösen und rhetorischen Schriften bekannt.
Seine bedeutendste Arbeit ist das 1610 in Ingolstadt erschienene Werk Grewel der Verwüstung menschlichen Geschlechts, ein voluminöser Foliant, der sich durch sein Ausufern in Form und Inhalt einer klaren Gattungszuordnung entzieht. Unter anderem behandelt Guarinoni in diesem Werk folgende Gegenstände: „Doctor und Apodecker, Dück der Weiber. Dawung (Verdauung), Ebenen und Birg (Berge), Fresser und Sauffer, Engelländische Comedianten, Calendarische Narrheiten, Anekdoten vom Eulenspiegel, Fuchsschwänzer, Die Fechtschulen. Hundsrecht bei den Teutschen, Juden und Ketzer fressen gerne Fleisch. Lob der alten Weiber. Lobgesang der Gerhaben (Vormünder), Marx- und Lucasbrüder, Mühl- und Müllerbetrug. Natur der Gäns und Weiber. Nudel und Plenten der Bauern Speiß. Predicanten Freßdeckanten etc.“ Guarinionis Grewel sind aber auch eine Fundgrube für die deutsche Sprachkunde, insbesondere für ungewöhnliche provinzielle Ausdrücke, wie es überhaupt eine nicht zu verachtende Quelle provinzieller Bezüge jeder Art, reich sowohl an ächt deutschen Sprichwörtern als an Redensarten, Anspielungen und Vergleichen.
Der Botaniker
Ein von Guarinoni angelegtes Herbarium, seit 1876 mittels Schenkung des Stiftes Wilten im Besitz des Landesmuseums Ferdinandeum, ist eines der ältesten Sammlungen dieser Art in Mitteleuropa. Das zwischen 1610 und 1630 in Buchform mit Holzdeckel und abgeschrägten Kanten angelegte Sammlung beginnt mit einem 13-seitigen lateinisch-deutschen Index und enthält auf 106 Seiten 633 aufgeklebte Pflanzen, die in der näheren Umgebung von Innsbruck gesammelt wurden.