
Uhlenbrucks Familie sollte nicht wissen, dass ihr Gerd lief, denn für sie war er krank (Sarkoidose). So wählte er als seinen Verein Urbachs GSV Porz, der etwas außerhalb lag. 36 Marathons und einen Hunderter, den er in seinen Geburtstag hinein lief, hat er bestritten. Zweimal finishte er die 42,195 km noch in der AK 70. Seine persönliche Bestzeit von 3:18 Stunden ist angesichts der Lungenvorgeschichte erstaunlich. Einmal (1984) wurde er sogar Deutscher Marathon-Meister der langlaufenden Ärzte und Apotheker. Sportliche Vielseitigkeit bewies er mit der Vizemeisterschaft der Rad fahrenden Ärzte, und zwar sowohl im Straßen- als auch im Zeitfahren.
Vom Leser zum Schriftsteller
„Der Aphorismus verdichtet die Quintessenz einer
Erfahrung in der Sentenz einer Erkenntnis.“
Sich eine Aufgabe gegen das Aufgeben zu geben, wollte Gerhard Uhlenbruck in der Zeit seines Klinikaufenthaltes nicht nur körperlich verstanden wissen; er suchte eine Herausforderung für Körper und Geist. Während er mit seiner „Therapie der kleinen Schritte“ physische Fitness erwarb, hielt er sich mit einer „Therapie der kleinen Sätze“ mental fit. Er begann Gedichte zu schreiben und sich dabei „mit dem Leben, der Liebe und der Liebe zum Leben“ auseinanderzusetzen. Veröffentlicht wurden sie 1975 noch unter dem Pseudonym Gerhard Günther („Nicht für immer“).
In der Folge präsentierte er sich ganz als Aphoristiker. Die Zahl seiner „inhaltsreichen Gedankensplitter“ ist über die Jahrzehnte ins Astronomische gestiegen. Ob medizinische Aphorismen oder Sportaphorismen, mit denen er ein neues Genre aus der Taufe hob – Uhlenbruck war nicht nur der produktivste Schriftsteller dieser Gattung, sondern überzeugte in Qualität und Originalität. „Überall kommt eine verständnisvolle Menschenkenntnis zum Vorschein, die bei aller Gesellschaftskritik nicht in Zynismus oder Pessimismus mündet, sondern Hoffnung auf eine bessere Einrichtung der gebrechlichen Welt zum Ausdruck bringt“ (Prof. Dr. Wolfgang Mieder).
Dutzende Aphorismenbände liegen seit 1977 von ihm vor, ob „Ein gebildeter Kranker“, „Nächstenhiebe“ oder „Der Klügere gibt nicht nach“. Ab- bzw. nachgedruckt finden sich seine Geistesblitze, Denkanstöße und Feststellungen in Satire- und Fachzeitschriften, auf Kalenderblättern und in Bildbänden. Allein in H.-H. Skupys‘ „Das große Handbuch der Zitate von A bis Z“ (2004) wurden über 300 seiner Bonmots aufgenommen. Anerkennend verlieh ihm die Narrenakademie in Dülken in 2001 den Titel „Dr. humoris causa“. Das Deutsche Aphorismus Archiv in Hattingen wählte ihn zu seinem Ehrenvorsitzenden. Zu guter Letzt wurde ihm 2017 der Lehrer-Welsch-Sprachpreis für Literatur in Köln verliehen.
In unzähligen Aphorismen thematisierte Uhlenbruck auch das Laufen. Es fällt schwer hier eine Auswahl zu treffen. „Am Ende zieht sich ein Marathon immer mehr in die Länge“, mag Marathonläufer besonders ansprechen. Lauftherapeuten könnten an folgenden Aussagen Gefallen finden: „Laufen als Therapie: Was einen innerlich bewegt, kann man durch äußere Bewegung verarbeiten.“ „Laufen ist Psychotherapie ohne Psychotherapeuten – unter Zuhilfenahme der Beine.“ Oder: „Laufen ist die einzige Therapie, die nichts kostet, außer Zeit! Eine Ich-AG als AOK: Alles Ohne Kosten!“
Wie das Laufen, so war für Uhlenbruck auch das Lachen Medizin, Abbau von Stress, Verbesserung der Immunfitness. Und weil sein humoristisches Interesse keine Grenzen kannte, wirkte er, wenn seine Zeit es erlaubte, in einer Laienspielgruppe der VHS mit wie auch beim Buchprojekt „Humor als Kölsche Philosophie“ (Köln 2003). Zudem sprach er perfekt „Kölsch“.
Sportliche Auszeichnungen
Seine sportliche Karriere begann Uhlenbruck in der Gymnasialzeit erst als Boxer, dann als Läufer. Er war:
- Deutscher Marathonmeister der Ärzte
- Deutscher Vizemeister bei den Radfahrenden Ärzten (Straßenrennen & Zeitfahren).
Zitate seiner Aphorismen:
- Manche halten einen ausgefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben.
- Zeitungsenten bringen die Leser zum Schnattern.
- Die ungeschminkte Wahrheit bringt immer Farbe ins Gesicht.
- Wenn man Spaß an einer Sache hat, dann nimmt man sie auch ernst.
- Frisch gesagt ist halb gewonnen.
- Wir sind alles Nichtsnutze, das heißt, wir tun nichts, was uns nichts nützt.
- Neidhammel = Ehrgeizige Schafe.
- Man empfindet es oft als ungerecht, daß Menschen, die Stroh im Kopf haben, auch noch Geld wie Heu besitzen.
- Inzwischen wissen wir, was uns noch blüht – nämlich immer weniger!
- Das wirklich Rührende an der Liebe ist der Kochlöffel.
- Karrieristen = Leute, welche andere vor ihren Karren spannen.
- Auf dem Gipfel des Erfolgs steht auch ein Kreuz: für die Leichen, über die man gegangen ist. (Als Betriebsrat/Sozialpolitiker/Manager wissen Sie, wovon ich rede. Von der Rücksichtslosigkeit. Vom Egoismus. Als Christ sage ich: Wer sich so verhält, kann kein Christ sein. Denn das Christentum kreist im Kern um den einen Satz, der da lautet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“)
- An Karneval maskiert man sich, damit man die Maske fallen lassen kann.
- Unsere Leistungsgesellschaft ist nicht eine Gesellschaft, in der nur Leistung gilt, sondern eine, welche bestimmt, was Leistung ist und wer sie leisten darf.
- Manches wäre anders in der Welt, wenn man an manchen Dingen nichts verdienen würde.
- Fanatiker lassen sich schon aus Überzeugung nicht überzeugen.
- Ehrgeiz schafft viel, sogar einen selbst.
- Sein Pferdefuß bestand darin, daß er nicht beschlagen war.
- Wir sind ein Volk der Denker, denn wir denken immer daran, was andere wohl von uns denken.
- Eine Änderung des Bewußtseins verändert unbewußt auch das Sein.
- Guter Rat ist teuer, schlechter Rat kann teuer zu stehen kommen.
- Man muß sich dauernd beherrschen, um die Beherrschung nicht zu verlieren.
- Das Geheimnis des Autos: Man ist in seinen eigenen vier Wänden.
- Erst haben die Menschen das Atom gespalten, jetzt spaltet das Atom die Menschen.
- Aller Anfang ist leicht – wenn man ihn mit dem Ende vergleicht.
- Zwischenmenschliche Beziehungen sind „mit Abstand“ die besten.
Tolles Portrait https://www.laufreport.de/portraits/personen/uhlenbruck/uhlenbruck.htm
Portrait https://www.aphorismen.de/autoren/person/3833/Gerhard%20Uhlenbruck
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Uhlenbruck
>1.000 Aphorismen https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=3833_Gerhard+Uhlenbruck